Antarktis – Falklandinseln

1 Februar 2016

Ohne Zweifel die interessanteste und spannendste Schiffsreise überhaupt, die ich erleben durfte. Während zwölf Tagen waren wir unterwegs, abgeschottet von den restlichen sechs Kontinenten. Ich werde an dieser Stelle etwas ausführlicher Berichten als sonst.

Am Vorabend gab es ein kurzes Briefing in Punto Arenas über die Abholzeiten im Hotel, den Shuttleservice und den Flug.

Die Reiseroute sah vor zuerst mit dem Flieger auf die King George Island zu fliegen. Danach mit dem Schiff westlich der Antarktischen Halbinsel und später östlich in das Weddell-Meer zu fahren. Auf dem Heimweg bei der Elephant Island anhalten und mit den Falklandinseln abschliessen. Ein weiterer Flug führt zurück nach Punta Arenas.

Ich hatte das komfortable Vergnügen mit dem Flugzeug in die Antarktis reisen zu können. Unterwegs war leider nicht allzu viel zu sehen. Nach gerade einmal zwei Stunden Flug standen wir auf King George Island. Die Landepiste war nicht mehr als ein Schotterstreifen. Es gibt keine Gates oder ein Empfangsbereich. Nur ein kleines Zelt stand für uns bereit, das vor dem eisigen Wind Schutz bot. Allerdings waren die Leute sowieso damit beschäftig möglichst viele Fotos von der Umgebung zu schiessen. Schliesslich waren die meisten zum ersten Mal in der Antarktis. Es war bewölkt und um die 0°C. Wir liefen rund zwei Kilometer bis zu den Zodiacs. Das sind kleine Schlauchboote, die immer verwendet wurden um auf oder vom Schiff zu kommen. Auf der Insel waren alle internationalen Forschungsstationen zu sehen. Mit Gummistiefel und Rettungsweste gerüstet fuhren wir zu unserer neuen Bleibe für die nächsten Tage. Das Schiff Akademik Sergey Vavilov ist ein eisverstärktes russisches Schiff für Touristen in den Polarregionen. In der Nebensaison wird es für Forschungszwecke verwendet. Im Jahr 2014 wurde damit die lang verschollene HMS Erebus in der Arktis gefunden. Die Vavilov bietet Platz für rund 100 Passagiere, bei unserer Rundfahrt waren es etwas weniger.

An Bord war ich besonders darauf gespannt wer mein Zimmerkamerad sein würde. Es kam besser als erwartet. Ich hatte wieder einmal unglaubliches Glück und bekam eine Kabine für mich alleine. Kurze Zeit später nach dieser Überraschung wurde das Gepäck geliefert.

Der Nachmittag wurde mit einer offiziellen Einführung, einer Staubsaugaktion und einem Probealarm gefüllt. Das Staubsaugen diente dazu, mögliche Pflanzen und Samen zu eliminieren. Es wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass keine nicht einheimische Pflanzen sich hier verbreiten.

Am ersten Abend stellte sich die ganze Besatzung vor, darunter auch ein Team von Forschern, Historikern und Fotografen. Es gab Leute, die kommen schon seit 50 Jahren in die Antarktis und haben schon mehr als 100 Ausflüge hierher mitgemacht. Später zeigten sich die Erfahrung und das Wissen bei diversen Vorträgen, Veranstaltungen und Ausflügen. Nach dem Programmschluss klebten förmlich alle am Fenster oder machten Fotos von jedem Eisberg der vorbei zog. Bei der ersten Eisscholle mit schwarzen Punkten war die Begeisterung riesig. Es handelte sich um die ersten Pinguine, von blossem Auge allerdings nicht zu erkennen. Nur wenig später tauchten drei Buckelwale auf. Die Freude an Deck war aussergewöhnlich. Wegen einem wärmeren Wasserstrom ist in dieser Gegend das Wasser weitgehend Eisfrei und somit war es problemlos möglich mit dem Schiff zu navigieren. Es fiel mir schwer ins Bett zu gehen und mich endlich vom Kabinenfenster zu lösen.

Viele der Teilnehmer gönnten sich diese Reise nach der Pensionierung. Entsprechend war der Altersdurchschnitt. Zu meinem Vorteil befand sich noch eine Gruppe von Studenten an Board. Das führte während meiner Reise zu mehr Abwechslung.

Ein üblicher Tag in der Antarktis bestand aus drei Mahlzeiten und einem oder zwei Ausflügen mit dem Zodiac oder an Land. Zwischendurch gab es diverse Präsentationen, Filmvorführungen oder sonstige Unterhaltung. Zu den aussergewöhnlichen Vergnügen gehörte die Happy Hoopy Time von einer Japanischen Animateurin mit Hula Hoop Reifen. Zu allen möglichen Tageszeiten wurden die Passagiere auf dem Schiff eingeladen mitzumachen.

Die erste Handlung am ersten Morgen war natürlich den Vorhang aufzuziehen und aus dem Fenster zu schauen. Bereits waren die nächsten Pinguine im Wasser sichtbar. Die freien Tiere schiessen häufig aus dem Wasser um Luft zu holen. Ich brauchte einen Moment bis ich mir sicher war, dass es Pinguine sind. Dieses Verhalten hatte bei Tieren in Zoos noch nie gesehen.

Alle waren gespannt auf den ersten Ausflug. Es war ein Besuch bei zwei Eselpinguinkolonien auf Cuverville Island. Es war erlaubt auf bis zu 5m zu den Pinguinen hinzugehen. Allerdings galt diese Regelung nicht für die Pinguine und diese kamen auf bis zu 2m an uns heran. Es ist Sommerzeit auf der Südhalbkugel und überall waren die kleinen flauschigen Küken zu sehen. Sehr spannend war der Bereich am Strand, wenn die Pinguine ins oder aus dem Wasser kommen. Meistens erfolgte der Übergang eher tollpatschig. Im Wasser folgte ein gründliches Bad, am Strand die Wiederherstellung der wasserabweisenden Ölschicht. Weitere Verhalten waren essen von Schnee als Süsswasserquelle und das Wandern auf so genannten Pinguin Highways. Es gibt genau zwei Blütenpflanzenarten in der Antarktis. Eine davon war hier zu sehen. Das kleine Fleckchen Grass war aber wenig beeindruckend. Es ist eine andere Sorte von Grass wie wir sie kennen, für mich nicht zu unterscheiden. Nach drei Stunden am Strand gab es eine Zodiac Tour rund um die Insel. Hauptsächlich gab es mehr Eis zu sehen aber auch eine Weddellrobbe. Keiner konnte genug bekommen von den vielen surreal aussehenden Eisformationen oder den niedlichen Pinguingruppen.

Der nächste Tag startete weniger erfreulich. Bei Schnellfall und verhangenen Bergspitzen durchquerten wir den Lemaire-Kanal. Dieser Kanal ist an der schmalsten Stelle gerade einmal 400m breit, so wurde es uns gesagt. Bereits vor dem Frühstück gab es wieder Pinguine und Seehunde zu sehen. Nach zwei Stunden bei Schneegestöber auf dem Zodiac rund um Pléneau Island und ohne Bewegung, waren alle froh wieder an Board zu sein. Wir wurden mit Musik und heisser Suppe empfangen. Am Nachmittag hatten wir unseren ersten kontinentalen Aufenthalt bei Almirante Brown, d.h. erstmals Antarktisches Festland unter den Füssen. Das stimmt allerdings nur zum Teil. Würde das ganze Eis schmelzen, wäre auch die Halbinsel aufgeteilt in kleinere Inseln. Es war eine argentinische Station, die für längere Zeit unbemannt war. Im Zug eines Abkommens sollte die Station zurück gebaut werden. Weil dies aber teuer ist, schickt Argentinien nun jedes Jahr Soldaten zu dieser Station, um diese nicht abreisen zu müssen. Wir machten eine kleine Wanderung den Berg hinauf und genossen den Ausblick in die Bucht und auf unser Schiff.

Der nächste Weckruf am Morgen wurde vorverlegt wegen der Sichtung von Killerwalen. Bisher ging es Schlag auf Schlag. Bereits zwei Stunden später machten wir den nächsten Ausflug bei Orne Harbor. Wir stiegen einen weiteren Berg hinauf und begutachteten die Zügelpinguine. Am Nachmittag folgte die nächste Zodiac Tour in der Wilhelmina Bay. In diesem Gebiet wimmelte es geradezu von Buckelwalen. In allen Richtungen waren Wasserfontänen zu sehen. Natürlich waren auch alle anderen Tiere anwesend. Auf dem Rückweg tauchten plötzlich weitere Killerwale auf und die Tour wurde spontan verlängert. Das war für alle das erste Mal, das Killerwale von einem Zodiac gesichtet und verfolgt werden konnten. Leider sind diese stilvollen Tiere extrem schnell unterwegs. Meisten ist nur die sehr markante Rückenflosse zu sehen und nur selten der Kopf.

Nicht geplant und dennoch war ein Ausflug zu der Deception Island möglich. Diese wurde auf dem Weg zurück zur Spitze der Antarktischen Halbinsel eingeschoben. Diese Insel ist ein aktiver Vulkan mit einer Öffnung, die die Schiffe als Eingang benutzen können. Früher wurden hier die Wale verarbeite, die zuvor gefangen wurden. Zuerst gab es eine historische Führung durch die Überbleibsel des Dorfes. Nachher folgte eine kurze Wanderung zum Neptun Fenster. Wegen des aktiven Vulkans wird hier das Wasser erwärmt. Von knapp 1°C auf ganze 3°C. Freiwillige durften hier ein kurzes Bad nehmen. Diese Gelegenheit lies ich mir nicht entgehen. Am Nachmittag hatten wir das erste Mal seit Start etwas Zeit für uns selbst.

Kurz vor 4:00Uhr ist hier Sonnenaufgang. Ich wurde von anderen Personen auf dem Flur aufgeweckt und entschloss mit kurzerhand auch aufzustehen. Nach wenigen Fotos vom Sonnenaufgang ging ich wieder ins Bett.

Wir waren bereit auf dem Weg ins Weddell-Meer. Auf der anderen Seite der Halbinsel gibt es deutlich mehr Eis. Teilweise riesige tafelförmige Eisschollen, die mehrere Kilometer lang sein können und im Schnitt etwa 30m aus dem Wasser ragen. Eine der Grösseren, die wir zu Gesicht bekamen war 1.6km lang und 600m breit. Den ganzen Morgen versuchte unser Kapitän einen Weg durch die Eisschollen zu finden. Auch bei kleinen Eisstücken war er sehr vorsichtig. Es war offensichtlich, dass er kein Risiko eingehen wollte. Da hätte ich mir etwas mehr Abenteuer erwartet. Ein Durchbruch gelang erst am Nachmittag. Darauf folgte eine bitterkalte Zodiac Tour zu einer Adeliepinguinkolonie mit rund 20’000 Pinguinen bei Kinnes Cove auf der Joinville-Insel.

Es wurde noch etwas kälter am nächsten Tag. Glücklicherweise konnten wir an Land. Landgänge sind deutlich angenehmer weil ich mich bewegen konnte und in Ruhe Fotos schiessen. Brown Bluff war nicht ganz ungefährlich, weil hier grössere Eisschollen unterwegs waren und uns möglicherweise hätten einschliessen können. So war es beinahe einer Gruppe am Vortag ergangen. Wir hatten Glück und konnten die ganze Zeit auskosten. Gegen Abend setzte der erste stärkere Wellengang ein und den ersten Leuten wurde es schlecht. Wir machten uns auf den Weg zur Elephant Island und somit weg vom Festland.

Die See wurde nicht ruhiger und aus Sicherheitsgründen konnte keine Zodiac Tour um die Elephant Island durchgeführt werden. Aus meiner Sicht ein etwas zu übervorsichtiger Entscheid. So schlimm war es nicht und der Himmel war strahlend blau.

Das war es dann auch schon von der Antarktis, es folgten zwei Tag auf hoher See durch die berühmt berüchtigte Drakestrasse. Wir hatten Glück, es war die ganze Zeit ruhig. Nach drei Tagen auf dem Schiff erreichten wir endlich wieder Land und konnten unsere Beine auf den Falklandinseln bewegen. Eine halbstündige Wanderung auf West Point Island führte uns zu einer Kolonie von Felsenpinguinen und Albatrossen.

Ein zweiter Stopp war auf Saunders Island. Dies war der einzige Ort an dem wir Königspinguine sehen konnten. Zudem weilten hier noch drei andere Arten. Mit dem weissen Sandstrand, gehörte dieser Ort zweifellos zu den Highlights.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Stanley und dem Flug zurück nach Punta Arenas war diese Reise bereits vorbei. Wer noch mehr Infos wünscht zu den gesichteten Tieren, der Tour oder Empfehlungen braucht, darf sich gerne bei mir melden.

Wahrlich einer der beeindruckendsten Orte dieser Welt. War ich zuvor noch von einem Gletscher begeistert, gehört es hier zur Tagesordnung. Auch wenn man denken könnte, dass es nicht so viele Tiere gibt, gab es doch reichlich jeden Tag etwas zu sehen. Ich war noch nie so lange auf demselben Boot und dennoch wurde es nie langweilig. Die Temperaturen im Sommer waren sehr angenehm und bei Sonnenschein wurde es richtig warm. Allerdings kann das schnell ändern. Unser Tagesablauf wurde immer wieder korrigiert, hier lässt sich nichts zu weit im Voraus planen. Flexibilität bei Besatzung und Passagieren ist gefragt.